Gemeinsam Kiel gestalten
15.000 Euro für ein Bürgerforschungsprojekt zum Flandernbunker
Schulen, Kirchengemeinden, Marinestützpunkt, Universität, Offener Kanal, Vereine und Bürgereinrichtungen als Partner
Fast 15.000 Euro erhält der Verein Mahnmal Kilian von der Stadt Kiel aus dem Fonds „Gemeinsam Kiel gestalten“ in diesem Jahr. Damit sollen parallel zu aktuellen Forschungen zur Geschichte des Flandernbunkers die Bürger als Zeitzeugen eingebunden werden – mit Berichten wie auch mit kreativen Projekten. Insbesondere die Bürger im Stadtteil Wik sind hier zum Mitmachen eingeladen – aber natürlich nicht ausschließlich.
Jüngere und ältere Menschen werden gleichermaßen angesprochen. Es geht darum, dass der Flandernbunker als architektonisches historisches Objekt in diesem Stadtteil begriffen wird, dass seine Geschichte vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart nachvollzogen und dargestellt wird. Dazu kann jeder Mensch ein Zeitzeuge sein. Diese Berichte sollen gesammelt werden, um künftig im Flandernbunker archiviert und auch ausgestellt zu werden. Alte Menschen können dazu ebenso beitragen auch Schüler oder Soldaten – denn jeder hat dieses Bauwerk in seinem Alltag erlebt.
Zusätzlich sollen kreative Beiträge ermöglicht werden: Literarische Texte, Bilder oder Theateraufführungen. Sogar ein „kultureller Handschlag über die Förde“ ist geplant, denn der Flandernbunker war eine militärische Einheit mit dem U-Bootbunker Kilian am Ostufer.
Der Verein Mahnmal Kilian konnte schon im Vorfeld eine noch zu erweiternde Reihe von Kooperationspartnern gewinnen, darunter die Hebbelschule, das Historische Seminar der CAU, den Marinestützpunkt, die Wiker Kirchengemeinden, den Offenen Kanal, ANNA Wik, die Anscharpark GmbH, der Schriftsteller Willie Benzen oder das Projekt eastside.lights vom Kieler Ostufer.
Am 1. Juni 2021 konnten das Projekts und seine Partner vor dem Flandernbunker den Medien vorgestellt werden. Neben dem Team vom Verein Mahnmal Kilian waren vertreten:
Daniela Manthei, Studienrätin Hebbelschule
Lutz Damerow, Pastor Petruskirche
Lars Petersen, Kommandeur Marinestützpunkt Wik
Felica Engelhard, Seminarleiterin Historisches Seminar CAU
Sophie Mirpourian, Anscharpark GmbH
Holger Jentsch, stellv. Leiter OK-SH
Benjamin Rachfahl, eastside.lights Innovationskultur e.V.
Die Hebbelschule, schon seit Jahren fester Kooperationspartner des Vereins Mahnmal Kilian, freut sich auf das Projekt, wie Studienrätin Daniela Manthei erklärt: „Unter dem Thema „Vergangenheit und Gegenwart – Lernen aus der Geschichte?“ setzen sich die Schüler*innen des 10. Jahrgangs zu Beginn der Oberstufe mit der Konstruktion und Dekonstruktion von Geschichte mit ihren Narrativen auseinander. Dies soll laut Fachanforderungen erfolgen, indem inhaltlich an die Lebenswelt und den Alltag der Lernenden angeknüpft wird. Eine Zusammenarbeit mit den Mahnmal Kilian und den weiteren am Projekt Beteiligten stellt in diesem Kontext eine große Chance für den Profilkurs Geschichte des 10. Jahrgangs der Hebbelschule Kiel dar. Insbesondere die Auseinandersetzung mit (sich selbst als) Zeitzeugen, die fachmethodische Herangehensweise an historische Inhalte und nicht zuletzt die Aufbereitung der Ergebnisse für andere Interessierte bietet die Möglichkeit, sich selbst als Teil eines geschichtlichen und gesellschaftlichen Prozesses zu begreifen und die eigene Perspektive einzubringen und zu reflektieren.“
Doch nicht nur die künftigen Profilkurse der Oberstufen von Gymnasien sind zum Mitmachen eingeladen, sondern ebenso alle anderen Schularten und auch die jüngere Jahrgänge. Insbesondere ist auch an fächerübergreifende Projekte gedacht, wo beispielsweise der Geschichtsunterricht mit den Fächern Deutsch, Kunst, Religion oder Philosophie verbunden werden kann. Dabei könnten nicht nur Textprojekte entstehen, sondern auch Bilder, Objekte für Ausstellungen oder Poetry- , Theater- und Musikaufführungen.
Für den Marinestützpunkt als direkter Nachbar des Flandernbunkers begrüßt der Standortälteste Fregattenkapitän Lars Petersen ebenfalls die Chance zur lebendigen Bildung: "Unsere Soldat*innen können hier hautnah - an ihrem Heimatstützpunkt- und in direktem Kontakt mit Mitbürgern außerhalb der Streitkräfte erleben, welche Facetten den Begriff "Staatsbürger in Uniform" ausmachen. Die angebotenen Aktivitäten, Kontakte und Projekte des Mahnmal Kilian e.V. - Flandernbunker eignen sich aus diesem Grund hervorragend für die politische Bildung."
Pastor Lutz Damerow hat verschiedene Ideen der Kooperation in diesem Projekt: Zunächst gibt es Gemeinsamkeiten mit dem Flandernbunker, denn die Petruskirche war einst die Marinegarnisonskirche der Soldaten und wird auch heute noch von ihnen genutzt. Er kann sich eine Veranstaltung in der Kirche vorstellen oder Gottesdienste zu Themen wie „Zuflucht und Schutz“ oder „Fehlender Friede“.
Für den Offenen Kanal Kiel erklärt der stellvertretende Vorsitzende Holger Jentsch: „Wir sind ein Radio- und Fernsehsender und können für die Medien jeweils ein Einstiegsseminar durchführen“. Er bietet Unterstützung auf verschiedenen Ebene an, etwa beim Planen und beim Ton- oder Videoschnitt. Die entstandenen Beiträge werden nicht nur in das Archiv des Vereins Mahnmal Kilian einfließen, sondern können auch auf den Sendern Kiel TV und Kiel FM des Offenen Kanals als Film oder Rundfunkbeitrag gesendet werden. Dabei sind auch Live-Formate möglich.
Die Anscharpark-GmbH möchte sich ebenfalls gern beteiligen und sich als Kreativ-Zentrum einbringen. Dabei lassen sich dortige aktuelle Projekte möglicherwiese gut verbinden wie Veranstaltungen zum Kultursommer im September, kritische Digitalprojekte, die Zeitzeugen des Anscharparks bis hin zum Projekt Perspektivregion zu Erinnerung und Zukunft mit einem besonderen Fokus auf die deutsch-dänische Geschichte.
Um Mittel aus dem Förderfonds „Gemeinsam Kiel gestalten“ hatte sich auch der Verein eastside.lights Innovationskultur beworben, konnte aber keinen Förderzuschlag bekommen. Zusammen mit dem Verein Mahnmal Kilian ist es der Plan, einen „kulturellen Handschlag über die Förde“ zu machen, da die ehemalige Ruine des U-Bootbunkers Kilian direkt zum militärischen System des Flandernbunkers gehörte. Während vom Westufer ein Theaterbeitrag zum Ostufer wandern soll, soll der Beitrag des Ostufers eine Lichtinstallation am Flandernbunker sein. Nun werden noch Finanzmittel gesucht, diese Stufe auch realisieren zu können. Ziel der Produktionen können neben einer Ausstellung im Flandernbunker Sendungen auf KielTV und KielFM sein“.
Weitere Infos über info@Kriegszeugen.de oder 0431-936 09 oder 0431-260 630 9