Ausstellung „Konfliktlandschaften“
"Besuch in Plaszów“
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar wird auch zu Pandemiezeiten vom Verein Mahnmal Kilian im und rund um den Flandernbunker begangen. Seit 25 Jahren ist dieser Tag bundesweiter Gedenktag – er bezieht sich auf die Befreiung der Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.
Als deutliches Zeichen des Umgangs mit Deutschlands dunkler Vergangenheit schließt sich der Verein der bundesweiten Aktion „#LichterGegenDunkelheit“ fast aller Gedenkstätten und Erinnerungsorte an: Am 27. Januar 2021 wird der Kieler Flandernbunker in der Zeit von 17 bis 19 Uhr hell erleuchtet sein. Auch farbiges Licht kommt dabei zum Einsatz. Leider darf nicht, wie im vergangenen Jahr, zu einer Zusammenkunft am Flandernbunker eingeladen werden – vorbeigehen darf man dort allerdings. Daher lädt der Verein Mahnmal Kilian zu einem Abendspaziergang an der Kiellinie in der Wik rund um den Flandernbunker ein. Bilder der Aktion werden online unter www.mahnmalkilian.de sowie unter www.lichter-gegen-dunkelheit.de zu sehen sein. Die Idee zu dieser verbindenden Aktion stammt von der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin, wo im Januar 1942 der Holocaust beschlossen worden war.
Eingang der Gedenkstätte Auschwitz 2019, Foto Ruppe Koselleck
Zugleich wird an diesem Abend des 27. Januar die erste Ausstellung in der 25-jährigen Geschichte des Vereins Mahnmal Kilian eröffnet, die (noch) nicht persönlich besucht werden darf: „Konfliktlandschaften – Besuch in Plaszów“
Gezeigt werden künstlerische Installationen von Studierenden und Lehrenden der Universität Osnabrück, die sich in einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit historischen Gewaltorten und Schlachtfeldern befassen. Historiker, Geologen, Archäologen, Physiker, Informatiker bis hin zu Künstlern und Kunstpädagogen widmen sich auf wissenschaftlichem Niveau jenen Orten, über die buchstäblich das Gras gewachsen ist, aber auch solchen, die im Fokus des öffentlichen Interesses stehen, wie die Gedenkstätten. Dazu gründete sich die IAK - als Interdiszipliäre Arbeitsgruppe KONFLIKTLANDSCHAFTEN (Link: https://www.konfliktlandschaften.uni-osnabrueck.de/startseite.html )
So besuchte 2019 eine Arbeitsgruppe der IAK, bestehend aus HistorikerInnen und KünstlerInnen, die Gedenkstätten und die Geschichtsorte Auschwitz, Birkenau, Krakow, Plazów und Monowitz in Polen. Man stieß dort auch auf jenen Steinbruch, der Steven Spielberg für seinen Film „Schindlers Liste“ gedient hatte.
Zu der Exkursionsgruppe gehörten auch die KünstlerInnen Helene Baldursson, Andreas Brenne, Sarah Büchel, Nine Gerhardt, Iwona Sasinska, Ella Malin Visse und Ruppe Koselleck. (Link: https://dermeisterschueler.blogspot.com/search/label/Konfliktlandschaften ) Sie zeigen nun im Flandernbunker ihre kreativ-forschenden Ergebnisse, die nicht nur mit originalen Objekten der Orte umgehen, sondern auch mit persönlichen Reflexionen sowie Fragestellungen nach den Themen Erinnern und Vergessen. Filme und Tagebuchaufzeichnungen des Erlebens jener historischen Gegenden stehen wieder und wieder überschriebene Schreibmaschinentexte gegenüber oder schwarz zugemalte Bilder, die man mit einem Föhn freiblasen kann, um an frühere (Zeit)Schichten zu gelangen. Es gibt kleine Steinchen, die man sich in die Schuhe legen kann, wenn man durch das Gelände von Auschwitz geht oder Grafik-Novels zu Berichten von dort. Der Künstler Ruppe Koselleck, der die Ausstellung jetzt im Flandernbunker arrangiert hat, zeigt auch seine wundersamen Fundstücke: Einen Emaille-Topf und Stacheldraht von Spielbergs Filmgelände etwa, wo unklar ist, was jetzt Original und was vom Filmset ist. Und aus der Gedenkstätte Ausschwitz zeigt er nicht nur neue Souvenirs wie Kühlschrankmagneten mit dem Signet „Arbeit macht frei“, sondern auch eine Matratzensprungfeder der 1940er Jahre – woran sich mannigfaltige Fragestellungen anschließen lassen … Die Ausstellung läuft bis zum 30. Mai 2022.
Außenausstellung am Flandernbunker ab 27. Januar, täglich 18 – 22 Uhr:
Videoarbeit von Ella Malin Visse, die den Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz im Spannungsfeld aus Erinnern und Vergessen reflektiert.
Täglich 18.00 – 18.15 Uhr: Videorundgang durch die Ausstellung mit dem Kurator Ruppe Koselleck.
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Ruppe Koselleck mit seiner „Konfliktlandschaft“-Installation im Flandernbunker, Foto Jens Rönnau
und Nine Gerhard: Erinnerungen, Foto Jens Rönnau
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Ausstellung „Konfliktlandschaften“
„Das Leben ist wertvoll“ klingt eine Frauenstimme aus dem Flandernbunker heraus, sobald es dunkel wird. Ab sofort ist dort die historisch orientierte Kunstausstellung „Konfliktlandschaften“ virtuell nach draußen verlegt. Es ist die erste Ausstellung in der 25-jährigen Geschichte des Vereins Mahnmal Kilian, die von außen in Fenstervideo-Projektionen erlebbar ist, weil sie innen (noch) nicht besucht werden darf. Gezeigt werden künstlerische Installationen von Studierenden und Lehrenden der Universität Osnabrück, die sich in einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit historischen Gewaltorten und Schlachtfeldern befassen. Historiker, Geologen, Archäologen, Physiker, Informatiker bis hin zu Künstlern und Kunstpädagogen widmen sich auf wissenschaftlichem Niveau jenen Orten, über die buchstäblich das Gras gewachsen ist, aber auch solchen, die im Fokus des öffentlichen Interesses stehen, wie die Gedenkstätten. So besuchte 2019 eine Arbeitsgruppe von HistorikerInnen und KünstlerInnen die Gedenkstätten Auschwitz, Birkenau, Krakow, Plazów und Monowitz in Polen. Man stieß dort auch auf jenen Steinbruch, der Steven Spielberg für seinen Film „Schindlers Liste“ gedient hatte.
Zu der Exkursionsgruppe gehörten die Künstler*innen Helene Baldursson, Andreas Brenne, Sarah Büchel, Nine Gerhardt, Iwona Sasinska, Ella Malin Visse und Ruppe Koselleck. Sie zeigen nun im Flandernbunker ihre kreativ-forschenden Ergebnisse, die nicht nur mit originalen Objekten der Orte umgehen, sondern auch mit persönlichen Reflexionen sowie Fragestellungen nach den Themen Erinnern und Vergessen. Filme und Tagebuchaufzeichnungen des Erlebens jener historischen Gegenden stehen wieder und wieder überschriebene Schreibmaschinentexte gegenüber oder schwarz zugemalte Bilder, die man mit einem Föhn freiblasen kann, um symbolisch an frühere (Zeit)Schichten zu gelangen. Es gibt kleine Steinchen, die man sich in die Schuhe legen kann, wenn man durch das Gelände von Auschwitz geht oder Grafik-Novels zu Berichten von dort. Der Künstler Ruppe Koselleck, der die Ausstellung im Flandernbunker arrangiert hat, zeigt auch seine wundersamen Fundstücke: Einen Emaille-Topf und Stacheldraht von Spielbergs Filmgelände etwa, wo unklar ist, was jetzt Original und was vom Filmset ist. Und aus der Gedenkstätte Ausschwitz zeigt er nicht nur neue Souvenirs wie Kühlschrankmagneten mit dem Signet „Arbeit macht frei“, sondern auch eine Matratzensprungfeder der 1940er Jahre – woran sich mannigfaltige Fragestellungen anschließen könnten.
Zur Fensterausstellung führt der Kurator in einem 15-minütigen Video-Rundgang zu den Exponaten im Flandernbunker und erläutert die Arbeiten. Diejenige von Sarah Büchel ist als eigenes Fenstervideo zu sehen. Es zeigt einen Spaziergang über eine Wiese, begleitet von dem gesprochenen Satz „Das Leben ist Wertvoll“ – wenn man weiß, dass jene Wiese zum ehemaligen Konzentrationslager Płaszów bei Krakau gehört, wo unter anderem der berüchtigte Lagerkommandant Amon Göth täglich wahllos Menschen erschoss, erstarren die Worte als Hoffnung im Raum…
Die Ausstellung läuft bis zum 30. Januar 2022 - Die Fenstervideos laufen täglich von 18.00 Uhr bis 22 Uhr.
und hier zum Kieler Nachrichten Artikel vom 25.02.2021 - PDF