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Flandernbunker Kiel im Januar:

7 Vorträge und Themenführungen, 6 Einzelausstellungen

Noch bis zum 13. August 2023 läuft die aktuelle Ausstellung des Vereins Mahnmal Kilian im Flandernbunker: „Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“. Sie wird begleitet von zahlreichen Vorträgen und Veranstaltungen sehr unterschiedlicher Inhalte – aber stets von einem Mittelpunkt ausgehend: Der mahnenden Frage nach dem, was jener Krieg und die Verbrechen Nazideutschlands bis heute hinterlassen haben und was Kriege allgemein anrichten: Es sind nicht allein die Millionen Toten, die Zerstörung physischer und moralischer Werte – es sind auch die stets gravierenden Langzeitfolgen für die betroffenen Menschen im Einzelnen wie auch für ganze Gesellschaften und für die Umwelt, von und mit der die Menschheit doch eigentlich leben muss.

1 - Referent Lutz Grimm, © J. Rönnau. 2-4 Reisebilder aus der westlichen Ukraine von © Lutz Grimm

Mittwoch, 18. Januar: Ukraine in Friedenszeiten – ein Reisebericht

Von einer Reise durch die Ukraine zu Friedenszeiten berichtet der Kieler Lutz Grimm am 18. Januar im Flandernbunker mit einem Lichtbildervortrag. 2010 erkundete er die westlichen Gebiete Galizien und Bukowina auf eigene Faust mit Linienbussen. Von dort hat er nicht nur zahlreiche Bilder und Erinnerungen mitgebracht, sondern er hatte damals auch Kontakte geknüpft, die noch immer auf Vertiefung warten. Dazu zählt die 1833 gegründete Schule in Lwiw, einst Lemberg genannt, wo Schüler bis heute Deutsch lernen. Lutz Grimm hatte sich später mit dem Direktor der Schule geschrieben. Der hatte sich damals eine Kooperationsschule in einer deutschen Ostseestadt gewünscht. Flandernbunker Kiel, Mittwoch, 18. Januar, 19 Uhr Mittwoch. Eintritt frei – Spende erbeten.

Freitag, 27. Januar:  Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

An diesem Tag lädt der Verein Mahnmal Kilian zu einer Doppelveranstaltung im Kieler Flandernbunker:

18 Uhr: Lichter gegen Dunkelheit – Der Flandernbunker leuchtet. Öffentliche Zusammenkunft

19 Uhr: „Kriegsvergewaltigung als Strategie und Alarmsignal gesellschaftlicher Verrohung“. Vortrag von Reinhard Pohl

5a-5f - Lichter gegen Dunkelheit am 27. Januar – Bilder vom Flandernbunker 2020 – 2022, © J. Rönnau, © 5e André Heck.

27. Januar, 18 Uhr: „Lichter gegen Dunkelheit“ 2020 - 2022

2020 kam der Impuls aus dem „Haus der Wannseekonferenz“ in Berlin: Alle Gedenkstätten und Erinnerungsorte waren eingeladen, ihren Ort am 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus mit besonderem Licht zu gestalten. Bundesweit folgten fast 100 Orte der Idee – auch der Verein Mahnmal Kilian mit seinem Flandernbunker. In Kiel soll dies regelmäßig so bleiben. So lädt der Verein auch am 27. Januar 2023 alle Interessierten zur Zusammenkunft vor dem historischen Kriegsbunker ein. Lichter können mitgebracht und entzündet werden, sie werden auch vor Ort ausgegeben. Dazu gibt es warme Getränke. Die Zusammenkunft ist fließend und kann bei Interesse bis weit in den Abend hineindauern. Aus Solidarität mit der Ukraine leuchten weiter deren Nationalfarben im Flandernbunker und der Weihnachtsbaum bleibt auf dem Platz – an ihm hängen „Peace-Pakete“.

Um 19 Uhr lädt der Verein Mahnmal Kilian dann im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“ zu seinem nächsten Vortrag ein:

27. Januar, 19 Uhr: „Kriegsvergewaltigung als Strategie und Alarmsignal gesellschaftlicher Verrohung“, ein. Vortrag von Reinhard Pohl

Der Vortrag ist einem viel zu oft verdrängten Thema gewidmet, obwohl es so weitreichende Langzeitfolgen bei allen Betroffenen hinterlässt. Im Zweiten Weltkrieg vergewaltigten deutsche Soldaten Frauen in der Ukraine, in der Sowjetunion, russische Soldaten deutsche Frauen in ihrer Gegenoffensive 1945. Weltweit geschieht es bis heute in Asien, Afrika oder Südamerika … Was bedeutet das für Betroffene, was für den Zustand einer Gesellschaft?

Der Referent Reinhard Pohl ist freier Journalist, Inhaber des Kieler Magazin-Verlags und Herausgeber der Monatszeitschrift „Gegenwind“. Seit Jahrzenten ist er landesweit engagiert in der Flüchtlingsarbeit und pflegt zahlreiche Kontakte über das Kieler Forum für Migrantinnen und Migranten. Flandernbunker, 27. Januar 2023, 19 Uhr. Eintritt frei – Spende erbeten.

6 - „Vergewaltigt“. Schon vor dem Ersten Weltkrieg widmete sich Käthe Kollwitz 1907 dem Thema Kriegsvergewaltigung in ihrem Grafikzyklus zum Bauernkrieg, wie es ihr Kollege Francisco de Goya bereits einhundert Jahre davor zu den Gräueltaten napoleonischer Truppen in Spanien in seinen „Desastres de la Guerra“ getan hatte – ein trauriges verdrängtes Dauerthema der Menschheitsgeschichte. Symptomatisch: Die Bilderzyklen von Goya und Kollwitz wurden jeweils erst lange nach ihrer Entstehung veröffentlicht, gemeinfrei.     7 - Blick in die Ausstellung „Bomben und Traumata“. Foto: © J. Rönnau

Themenführungen im Flandernbunker im Januar 2023

(Dauer ca. 1 Stunde. Spontanbesuch möglich, Anmeldungen und Reservierungen empfohlen unter info@Kriegszeugen.de oder Telefon 0431 – 260 630 9 . Kosten: 6,- € / 4,- € inkl. Eintritt)

Themenführung: Kiel und der Luftkrieg - Sonntag, 15. Januar, 11.30 Uhr

8 - Amerikanischer Bomber, gemeinfrei     9 - Holtenauer Str 60, Januar 1944, priv     10 - Gängeviertel Kiel 1945, StAKi

Führung: Karsten Severin. Neben zahlreichen Bunkern des Zweiten Weltkriegs war der Flandernbunker ein Luftschutzbunker für Soldaten des Marineoberkommandos Ost. Über seine Funkmeldezentrale wurden auch Fliegeralarme und Entwarnungen gegeben. Die Führung gibt einen kurzen geschichtlichen Abriss über den Luftkrieg. Schwerpunkt sind der Zweite Weltkrieg und die Geschehnisse in Kiel. Dabei werden der Flandernbunker als Luftschutzbau mit seinen Funktionen und seiner Geschichte sowie auch andere Kieler Bunker erläutert wie beispielweise der U-Bootbunker Kilian und der Moltke-Stollen. Weitere Themen sind die Luftangriffe auf Kiel, die Organisation des Kielers Luftschutzes - von Alarmsirene über Flak bis Verdunkelung, sowie der Kriegs-Alltag der Zivilbevölkerung. Allein Kiel erlebte 600 Fliegeralarme und 90 Luftangriffe.

Themenführung: U-Boot-Krieg und der Flandernbunker - Sonntag, 22. Januar, 11.30 Uhr

11 - U-Boote 1914 in Kiel, StAKi - 12 - Stapellauf U36 Germaniawerft Kiel 1941, StAKi  - 13 - Ruine U-Bootbunker Kilian 1994, © J.Rönnau

Führung: Clemens Podszus. Die Führung behandelt die U-Boot-Kriegsführung beider Weltkriege aus der Perspektive des Flandernbunkers und der Stadt Kiel. Kiel war ein Standort der U-Bootproduktion im Zweiten Weltkrieg, der Flandernbunker Schutzort der in Kiel stationierten 5. U-Bootflottille – eine große Ausbildungseinheit. Dabei geht es auch um die Technik des U-Bootes sowie um Kriegsverbrechen und Zwangsarbeit. Angesprochen werden die U-Boot-Technik der Kieler Walterwerke, der Bau des „Seehund“ im Bunker Konrad sowie der U-Bootbunker „Kilian“ und die dortige Zwangsarbeit. Mehr als zwei Drittel der 39.000 deutschen U-Bootsoldaten überlebten den Zweiten Weltkrieg nicht. Und es geht um völkerrechtswidrige Strategien und Verhaltensweisen, beginnend mit der Affäre Patzig im Ersten Weltkrieg, wo ein deutscher U-Bootkapitän ein Lazarettschiff brutal versenkte. Im Zweiten Weltkrieg war es insbesondere der Laconia-Befehl von Admiral Karl Dönitz, keine Überlebenden versenkter Schiffe zu retten.

Themenführung: Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges - Sonntag, 29. Januar, 11.30 Uhr  

14 - Zerstört: Älteste Kirche in Brest, StABrest - 15 - Flandernbunker: Bomben u. Traumata. - 16 - belastete Erinnerungen, © J.Rönnau

Führung: Dr. Jens Rönnau. Diese Kuratoren-Führung erläutert die aktuelle Hauptausstellung im Flandernbunker. Sie ist eine Mahnung, sagte Stadtpräsident Tovar zur Eröffnung am Vorabend des 1. September 2022, dem internationalen Antikriegstag. Denn was allein vom Zweiten Weltkrieg durch Bomben an Land und im Meer als Hardware hinterlassen ist, das wirkt parallel ebenso lange schon in Form von Traumata und Befindlichkeiten in den Köpfen der Menschen, die Krieg und den grausamen NS-Terror erleben mussten. Die Ausstellung zeigt Bilder des zerstörten Kiel, originale Bombenblindgänger und Munition, persönliche Geschichten dazu, die Arbeit des Kampfmittelräumdienstes, der Umweltbehörden und Firmen. Im Bereich der Traumata geht es um die drohende Atomkriegsgefahr, um Berichte von Menschen zu traumatisierenden Situationen wie Verfolgung, Bombenkrieg, Zwangsarbeit, Fronterlebnisse, Flucht oder Kriegsvergewaltigung. Zudem stellen Kunstwerke individuelle Reflexe auf damalige wie auf heutige Zeiten dar.

 

Kalender - Flandernbunker im Januar 2023

Führungen – Vorträge – Ausstellungen – Gedenkveranstaltung

Sonntag, 15. Januar, 11.30 Uhr:  Flandernbunker. Führung: „Kiel und der Luftkrieg“, Führung im Flandernbunker mit Karsten Severin.

Mittwoch, 18. Januar, 19 Uhr:  Flandernbunker. Vortrag: „Eine Reise durch die Ukraine vor dem Krieg“, Lichtbildervortrag von Lutz Grimm.

Sonntag, 22. Januar, 11.30 Uhr:  Flandernbunker. Führung: „U-Boot-Krieg und der Flandernbunker“, Führung im Flandernbunker mit Clemens Podszus.

Freitag, 27. Januar, 18.00 Uhr:  Flandernbunker. „Lichter gegen Dunkelheit – Der Flandernbunker leuchtet“. Öffentliche Zusammenkunft zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Freitag, 27. Januar, 19.00 Uhr:  Flandernbunker. Vortrag: „Kriegsvergewaltigung als Strategie und Alarmsignal gesellschaftlicher Verrohung“, Vortrag von Reinhard Pohl.

Sonntag, 29. Januar, 11.30 Uhr:  Flandernbunker. Kuratorenführung durch die Ausstellung „Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“, Führung im Flandernbunker mit Dr. Jens Rönnau

Ausstellungen im Flandernbunker. Januar 2023, täglich geöffnet 10 - 17 Uhr:

„Bomben und Traumata. Unheimliche Hinterlassenschaften des Krieges“. Gefährliche Altlasten an Land, im Meer und in den Köpfen – und ihr Umgang heute damit. Bis 13. August.

„Der Flandernbunker im künstlerischen Blick“. Arbeiten von Schülerinnen und Schülern die Freien Kunstschule Kiel. Bis 19. Februar.

„Bunker, Bomben, Menschen“. Zeitzeugenberichte und Informationen zu Nationalsozialismus und Krieg in Kiel. Bis 31. Dezember.

„Erinnerungen an Kilian. Zur Geschichte der Ruine des U-Bootbunkers Kilian“. Bis 31. Dezember.

„Flucht 1945 und heute. Historische Fotos, Informationen und kreative Formen individueller Bewältigung“. Bis 31. Dezember.

Plakat-Ausstellung in der ganzen Stadt: „Erzähl etwas … zum Flandernbunker“. Zeitzeugenberichte und Gedanken zum historischen Ort in Kiel-Wik. Bis 30. Januar.

17 - Zum Flandernbunker gearbeitet: Bilder von Schülerinnen und Schülern der Freien Kunstschule Kiel, links „Der General hats sich im Bunker gemütlich gemacht“ von Etienne Kirchhoff.   18 - Ausstellung bis zum 19. Februar im Flandernbunker. Fotos © J. Rönnau

„Erzähl etwas zum … Flandernbunker … „ – Plakat-Aktion bis zum 30. Januar. Ein Projekt für Zeitzeugen, Recherche und Auseinandersetzung mit dem historischen Ort, gefördert von „Gemeinsam Kiel gestalten“. Fotos © Dirk Ronnebeck

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